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Die Krim mit den Augen deutscher Besucher
Krim-Reise – Eindrücke (April 2016)
Neugierig trat ich die Reise an. Im Vorfeld war ich konfrontiert mit widersprüchlichen Aussagen und Berichten über die Krim nach dem März 2014. Mich bewegte eine Reihe von Fragen, auf die ich eine Antwort suchte:
- Wie wirken sich die Sanktionen auf das Leben der Menschen aus?
- Wie ist das mit der Strom- und Wasserversorgung?
- Wie reagieren die Menschen auf die Engpässe?
- Ist ein normales Leben möglich unter dem ständigen Einfluss von Kräften, die alles rückgängig machen wollen?
- Welche Rolle spielen die Krimtataren und die Ukraine?
- Wie ist die Versorgung, die Preise, der Lebensstandard?
- Wie steht die Bevölkerung zu den Sanktionen?
Den ersten Eindruck gewann ich schon vom Flugzeug während des 20-minütigen Landeanflugs aus. Ich sah für meine Begriffe sehr gut aussehende bestellte Felder. So kannte ich das noch nicht von früher. Mir war weitgehend Wiesen- und Steppenland im Gedächtnis.
Das Flughafengebäude war jetzt viel größer und attraktiver, moderner. Die Abfertigung verlief ausgesprochen schnell im Vergleich zu früher. Die Beamten waren freundlich und hilfsbereit. Gegenüber früher verspürte ich eine andere Atmosphäre. Das zeigte sich auch bei meinem Versuch, zu einheimischem Geld(Rubel) zu kommen.
Eine Wechselstelle war nicht zu sehen. Ich wählte einen der Bankautomaten aus, gab meine Bankdaten und die gewünschte Summe ein. Aber es tat sich nichts. Ein Mitarbeiter der Gepäckabfertigung erreichte auch nichts. Der holte einen Milizionär, der mit mir noch einmal den Eingabevorgang durchging. Jetzt kam die Mitteilung, dass meine Deutsche Bank nicht zugelassen ist.
Mein Helfer erklärte mir, dass das im Zuge der Sanktionen erfolgte. Glücklicherweise hatte mich inzwischen Anatolij gefunden, der sich aufgrund der angespannten Parkplatzsituation verspätet hatte.
Auf der Fahrt in die Stadt fiel mir auf, dass nicht nur Straßen gebaut wurden, sondern entlang der Trasse neue Bürogebäude und Wohnhäuser.


Laut Anatolij sei die Stadt übervoll von Autos, was sich in vielen Staus zeigte. Die Menschen hätten in Russland (vorrangig in Rostow) die günstigen Preise für Gebrauchtwagen genutzt. So ist ein Problem entstanden, denn die Straßen waren auf so viele Autos nicht eingestellt. Aber – so Anatolij – neue, moderne Straßen entstehen, bestehende werden modernisiert. Davon konnte ich mich überzeugen.
Natürlich galten meine ersten Fragen an ihn, wie es ihm und seiner Familie geht, ob sie mit dem Umsturz zufrieden sind. Die Zufriedenheit basiert u.a. auf den viel höheren Renten und Löhnen sowie der wesentlich besseren finanziellen Anerkennung für die Teilnehmer am Großen Vaterländischen Krieg. Er sagte: „Wir leben gut. Aber das Wichtigste für uns ist, dass wir nach Hause zurückgekehrt sind. Wir sind jetzt zu Hause und fühlen uns jetzt wesentlich besser, freier. Es ist eine geistig-emotionale Aufbruchstimmung vorhanden. Natürlich gibt es auch Unzufriedene noch, aber die meisten von denen haben die Krim schon verlassen.“
Beim Einchecken im Hotel sagte man mir, dass ich die 8.400 Rubel für die drei Nächte nach dem Geldumtausch am nächsten Tag bezahlen kann.
Nach der medizinischen Behandlung, die über 2 Stunden ging und 21.40 Uhr beendet war, wollte ich im Hotel noch etwas essen. Anatolij mußte nach Hause. Er gab mir 3.000 Rubel. Wieviel Euro sind das? Die Kurse wechselten sogar mehrmals am Tag.
An einem Straßenkiosk kaufte ich eine Flasche(0,6l) stilles Mineralwasser aus Kislowodsk für 35 Rubel. Im Hotel-Restaurant bezahlte ich für 0,5l BAVARIA alkohohlfeies 0,0% Bier aus Holland, eine Soljanka und einen Teller Salat 750 Rubel. Am nächsten Tag errechnete ich den Euro-Preis: 9,93 €.
Auf meinen Wunsch hatte Anatolij das billigste Zimmer reserviert. Ich war überrascht, die Möbel incl. Fernseher und Kühlschrank waren geblieben, aber die gesamte Bettausstattung war spürbar besser gegenüber früher.
Das Frühstücksbüffet war sehr reichhaltig, und wenn mal etwas knapp wurde, war sofort das aufmerksame und freundliche Bedienpersonal da und brachte Ersatz.
Nach dem ausgedehnten Frühstück machte ich mich auf die Suche nach einer Bank. In der Nähe des
Hotels war die GEN-Bank. Hier wollte man mir nur 5.000 Rubel umtauschen. Alles Reden meinerseits half nichts, auch nicht das Gespräch mit dem Filialleiter. Ich fühlte mich in alte Sowjetzeiten zurückversetzt. Eine Bankkundin, die alles verfolgt hatte, wandte sich an mich und sagte, dass es in der Stadt genügend andere offizielle Umtauschmöglichkeiten gebe. Und so handelte ich. Schon hinter der nächsten Straßenecke entdeckte ich ein Schild „Geldumtausch“.
Hinter dem Schalter verbarg sich eine ca. 50-jährige vitale Frau, die mir ohne Probleme die gewünschte Geldsumme wechselte. Mit ihr führte ich ein halbstündiges Gespräch bis der nächste Kunde kam. Plötzlich fragte die Frau, warum und mit welchem Ziel ich die Befragung durchführte. Ich erklärte ihr, dass das eigentliche Ziel meiner Reise der Besuch beim Arzt meines Vertrauens sei. Sie konnte nicht glauben, dass ein Deutscher bei solch hervorragendem Gesundheitswesen in der Heimat auf die Krim zu einem Arzt kommt. Ich möchte kurz die Aussagen der Frau, die sich als Krimtatarin outete, zusammenfassen:
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Sie und ihre Familie sind sehr glücklich über die Veränderungen
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Man lebt jetzt freier
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Die Einkünfte sind jetzt höher
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Es wird viel für die Menschen getan, man hat ein Ohr für sie
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Jahrelang hat sie auf die Bestätigung des Katasteramtes für ihr Grundstück gewartet, jetzt hat sie es zügig bekommen
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Wem die neue Ordnung (Russland) nicht passte, ist schon weggegangen
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Die ukrainischen Beamten sind zum großen Teil in die Ukraine gegangen und durch russische ersetzt
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An die Sanktionen hat man sich gewöhnt und empfindet keinen Diskomfort
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Es wird für mehr Ordnung und Sicherheit in der Stadt gesorgt.
Ein Rentner sagte mir auf der Straße:“Wir sind jetzt zu Hause angekommen. Das ist das Wichtigste. Uns geht es gut.“
Für die Fahrt zum Flugplatz (Rückflug) wollte ich Anatolij nicht bemühen, auch im Hinblick auf mögliche Gesprächskontakte. Der Taxi-Fahrer entstammte einer jüdischen Familie, die über die ganze Welt verstreut lebt: USA, Israel, BRD. Er selbst hat 6 Jahre in Israel gelebt, kam aber mit der Mentalität dort nicht zurecht. Er zeigte sich relativ zufrieden mit dem neuen Leben, was die materielle Seite betrifft. Er sagte aber auch, dass man aufpassen muß, was man so öffentlich sagt. Ansonsten will er mit der dreckigen Politik nichts zu tun haben. Scheußlich fand er, dass in der Ukraine sich die Brüder gegenseitig umbringen.
Anatolij und seine Familie sind sehr glücklich, jetzt zu Hause zu sein, ohne die Schwierigkeiten, die die ukrainische Administration ihnen in den Jahren vorher bereitet hat. Sie sind jetzt auch froh, dass begonnen wurde, etwas für die Menschen und die Krim im Ganzen zu tun. Die Wasser- und Energieversorgung sei jetzt kein Problem mehr.
Für mich sehr interessant und anfangs unverständlich war, dass Anatolij noch ukrainische Patienten
In Odessa und Cherson behandelt und dahin fährt. Viele Ukrainer kommen auch zu ihm in die Praxis, aber auch Patienten aus Wladivostok, Moskau, St. Petersburg, Kiev… Er erklärte mir das so:“Ich bin Arzt und für mich gibt es keine Grenzen, wenn es um die Gesundheit von Menschen geht."